Donnerstag, 10. Oktober 2013

Coaching ... ein Buch mit vielen Siegeln




Zunächst ein Hinweis: Wenn im Text von dem Coachee oder dem Klienten o.ä. geschrieben wird, ist sowohl bei der weiblichen als auch bei der männlichen Schreibweise immer beides gemeint. Ich finde die Information wichtiger als Formalien, die bei strikter Anwendung Texte schwieriger zu lesen machen.

Vor einiger Zeit hatte ich in einem der sozialen Netzwerke - nein nicht das mit F und B, dort bin ich mit Absicht nicht zu finden - eine Diskussion zum Thema "was ist Coaching". Es gab da eine Vielzahl von Meinungen, aber eigentlich nur zwei Ausrichtungen. Fast bin ich geneigt zu schreiben meine und die der anderen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn gerade im ebenso umkämpften wie auch umstrittenen Marktsegment Coaching gibt es - nach meiner Auffassung -  zwei Typen von Coachs: Der eine will hauptsächlich dass Mensch sich selbst helfen kann, der andere will hauptsächlich dass Mensch sich an von anderen gemachten Erfahrungen orientiert . Der eine weiß Bescheid und sagt dem Klienten was er machen muss um das Anliegen in den Griff zu bekommen und die Ziele zu erreichen. Der andere weiß auch was, nämlich wie er dem Coachee hilft selbst herauszufinden was er tun kann und welche Möglichkeiten er hat sein Anliegen zu bewältigen und seine Ziele zu erreichen.

Der Unterschied in der Satzgestaltung eben beinhaltet die beiden Coaching-Ansätze, von denen ich anfangs dieses Textes geschrieben habe:

Einmal bekommt man quasi eine Bedienungsanleitung fürs Leben, oder aber  man entwickelt eine Bedienungsanleitung für sein Leben selbst.

Ich verstehe unter Coaching nur  eine Ausrichtung, nämlich die, bei der der Coachee seine eigene Bedienungsanleitung, für sein eigenes Leben entwickelt.
 
Bei einer Beratung erzählt ihnen jemand was Sie tun  müssen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sie bekommen vorgegeben was Sie wie, vielleicht auch wann und wo tun müssen um etwas zu bekommen, das Ihnen vielleicht, der beratenden Person aber ziemlich sicher, wichtig ist.

Im Coaching - nach meinem Verständnis - erhält der Coachee Raum und Unterstützung, um selbst entscheiden zu können, was er erreichen will, wann und wo das geschieht. Was dabei auch passieren kann ist, dass der Coachee feststellt, dass das Ziel oder Anliegen, das ihn zum Coach geführt hat, gar nicht das eigentliche Problem ist, Es kann passieren, dass der Coachee etwas ganz anderes will, etwas ganz anderes erreichen, etwas ganz anderes anschauen möchte.

Der bemerkenswerteste Unterscheid zwischen Beratung und Coaching ist, dass der Coachee beim Coaching von Beginn an, während dessen und auch nach Ende des Coachings selbstbestimmt entscheidet, was der Coachee will, immer auch mit der Option, das Thema zu ändern, Prioritäten zu verschieben, oder Wege zu gehen, die nur der Coachee selbst bewerten und ordnen kann. Das ist deshalb so, weil beim wirklich guten Coaching nur eine Person das Ziel, oder das Anliegen, die Art der Umsetzung von Handlungsweisen im Kontext und die Zusammenhänge, die Bezug zum Thema haben bewertet - der Coachee.

Der Coach gibt nicht(!) beeinflussende Hilfen, die dem Coachee bei der Bewertung, Strukturierung und Zuordnung der Abhängigkeiten und der ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen hilft sein Anliegen zu bewältigen. Sie kennen diese, oder eine ähnliche Situation vielleicht: Sie sitzen am Schreibtisch, es fehlen - meinetwegen - ein paar Heftklammern und Sie stehen auf um die zu holen. Auf dem Weg zum Schrank begegnet Ihnen jemand und lenkt Sie mit einem Gespräch ab. Sie vergessen was Sie holen wollten. Manch einer geht dann zum Schreibtisch zurück setzt sich und versuch die Situation zurückzuholen, in der er war bevor er losging um zu holen was er vergessen hat. Dabei nutzt er eine - seine - Strategie um an Vergessenes wieder zu gelangen. 

Im Coaching ist das genauso. Es werden Strategien entwickelt mit Möglichkeiten die dem Coachee zur Verfügung stehen,  um das zu erreichen, was der Coachee tatsächlich möchte.
Das macht es für den Coachee einerseits aufwendiger vielleicht sein Thema zu bewältigen, andererseits ist die Lösung aber auch wirklich seine Lösung und nicht etwas das einem anderen in einer möglicherweise ähnlichen Situation geholfen hat. Und die Lösung ist nachhaltig.

Der Text ist geeignet, eine Bewertung zwischen Beratung und Coaching untereinander zu suggerieren. Das soll der Text aber nicht. Mein Anliegen ist es aufzuzeigen, dass es einen Unterschied zwischen Coaching und Beratung gibt. Leider wird dieser Unterschied aber von vielen Beratern, die sich selbst zuweilen Coach nennen nicht praktiziert. Es ist aber wichtig, dass für den Klienten hier ein Unterschied gemacht wird. Es ist zum einen wichtig für die Nachhaltigkeit seiner Bewältigungsstrategie und es ist wichtig für sein körperliches, geistiges und seelisches Gleichgewicht. 
  
Kurz nochmal zur anfangs erwähnten Diskussion. Wie Sie sich vielleicht denken, habe ich dort in meiner Rolle als Coach mit Beratern (die diese so wichtige Unterscheidung nicht vollzogen haben) und mit Leuten, die einen Berater und keinen Coach suchten, diskutiert. 

In meiner Praxis bin ich mal Berater, mal Coach. Wichtig ist mir dabei, dass ich nicht beide Gebiete vermische.  Das hängt vom Thema ab und der Art der Unterstützung die der Klient braucht. Denn der Erfolg der Klienten hängt erheblich davon ab, ob Coaching oder Beratung angesagt ist - jetzt.

Mich würde freuen, wenn Sie beim nächsten Mal, wenn Sie Unterstützung brauchen, gut unterscheiden ob Sie einen Berater oder einen Coach  haben wollen. Wenn es ein Coach sein soll, habe ich mit meinem Beitrag hier vielleicht geholfen, dass Sie dann auch wirklich einen Coach bekommen. 

Unterscheiden Sie - bitte ...














 



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