Montag, 14. Oktober 2013

Coach und Zertifizierung




Da leben wir in einem Land in dem Genehmigungen und Zeugnisse, Zertifikate und Beurkundungen manchmal wichtiger sind als der Mensch für den die Papiere erstellt wurden.

Manche dieser Papiere sind, naja, also man könnte sicher auf sie verzichten – mal wertfrei ausgedrückt.

Der Gesetzgeber gestattet eine Vielzahl von Tätigkeiten, die ohne jeglichen Befähigungsnachweis ausgeübt werden dürfen.  Darunter auch Berufe, die schon in hohem Maße in Bereiche eingreifen (können),  bei denen Autodidakten einen nicht unerheblichen Schaden anrichten können.

Einer dieser Berufe ist der des Coach. Coach sein darf hierzulande jeder. Es gibt keine Altersbeschränkung es gibt keinen Ausbildungsnachweis der erbracht werden muss, es gibt keine Prüfung die abgelegt werden muss, man muss kein Führungszeugnis vorlegen. 

Basteln Sie sich ein paar Visitenkarten meinetwegen – so ein bisschen Professionalität kann ja nicht schaden – und los geht es.

Das mag amüsieren – aber es entspricht der Realität.

Neulich verfolgte ich in einem Internetforum die Diskussion zu genau diesem Thema: Muss ein Coach ein Zertifikat vorweisen können. Die Meinung eines Teilnehmers war erschreckend. Er ließ verlauten, dass er schon seit vielen Jahren erfolgreich als Coach arbeiten würde. Er hätte schon vielen Menschen mit Ratschlägen und empfohlenen  Vorgehensweisen zu einer Vielzahl von Themen geholfen. Er nannte auch ein paar Beispiele. Er machte sich weiterhin über Methoden mit denen ein ausgebildeter Coach oft arbeitet lustig – der Benutzung von Begriffskarten.

Dieser – ich nenne ihn lieber – Berater  disqualifiziert sich in seinem Beitrag gleich mehrfach als ungeeignet für die Arbeit eines Coach:


  1. Ein Coach gibt keine Ratschläge, er hilft durch Interventionsmethoden, oder Reflexionsangebote der zu coachenden Person Zusammenhänge im eigenen System zu erkennen, zu strukturieren und dadurch für ihn gültige Zusammenhänge zu erkennen.
  2. Ein Coach zieht Methoden eines anderen nicht ins Lächerliche, schon gar nicht wenn sich ihm der Sinn nicht erschließt.
  3. Ein Coach stellt sich bei seiner Arbeit nicht in den Mittelpunkt und ein Coach empfiehlt keine Vorgehensweise zur Lösung eines Problems, Erreichung eines  Zieles oder der Bewältigung eines Anliegens.



Ein Coach stellt Methoden zur Verfügung die der zu coachenden Person Hilfen gibt, um Erkenntnisse zu einem Thema aus den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei wertet ein Coach nicht welche der gewählten Möglichkeiten  und Fähigkeiten die besten für den Coachee wären.  Erkenntnisse hierzu  und Bewertung dessen was geeignet ist und wofür obliegt ausschließlich dem Coachee.  Der Sinn dabei ist es, zum Einen, dass der Coachee nicht durch Erwartungen die er nicht erfüllen will oder gar nicht kann in eine neue Problematik zu manövrieren  und zum anderen den  Coachee nicht in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen. Gutes Coaching ermöglicht dem Coachee sich später in mindestens ähnlichen Problematiken gänzlich ohne den Coach  selbst quasi zu coachen. Insofern ist Coaching Hilfe zur Selbsthilfe. Das geht nicht wenn man dem Coachee eine Verhaltensweise oder eine Bedienungsanleitung für einen gegebenen Fall in die Hand drückt und sagt: Mach es so und alles wird gut.

Ein Coach, der ein Zertifikat vorweisen kann, hat gegenüber einem autodidaktisch selbsternannten Coach mindestens zwei Vorteile:


  1. Dadurch dass er sich einer Ausbildung und einer Prüfung unterzogen hat, beweist er, dass er das Thema Coaching im Sinne seiner Klienten so ernst nimmt, dass er seine Eignung von mindestens einer anderen Person – dem Ausbilder/Prüfer – testen lässt.
  2. Kann man aus dem Zertifikat ablesen, welche Form des Coaching angeboten wird und bei welchem Institut die Ausbildung erfolgte. Daraus wiederum lässt sich leicht durch Recherche – im Internet z.B. – Erfahrungswerte anderer Coachee, oder der Dokumentation und Darstellung des Instituts herausfinden wie es um die Qualität des Coachs bestellt ist. Auch im Hinblick auf das Thema das behandelt werden soll.


Es gibt eine Unzahl an Coaching-Instituten. Nicht wenige davon bilden eigentlich Berater und nicht Coachs aus. Das erschließt sich Ihnen jedoch beim Lesen der Ausbildungsinhalte.
Wenn Sie einen Coach suchen, verhindert eine Recherche auf diese Art, dass Sie an einen Menschen geraten, der das was Sie brauchen gar nicht, oder auf die falsche Art für Sie bereithält.

Ihre Anliegen sind wichtig, diese sind ein Teil von Ihnen. Die Qualität der Unterstützung für Sie, bei der Bewältigung dieser Anliegen, sollte darum der Wichtigkeit Ihrer Person entsprechen.
Darum ist es wichtig, dass ein Coach zertifiziert ist. Wenn es einem Coach selbst nicht wichtig ist, inwieweit fachkundige Menschen seine Befähigung als Coach einschätzen, kann ich nicht nachvollziehen, weshalb  er Ihre  Belange und damit Sie als Mensch wichtig genug nimmt.


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